Der Teufel geht um in Wissersheim

Am 23. Juni 1937 fand sich im Westdeutschen Beobachter, eine Zeitung der NSDAP, ein so überschriebener Artikel. Gemeint war kein anderer als Pfarrer Heinrich Ingenlath.

Was war geschehen? Am 13. Mai 1937 sah der Pfarrer schulpflichtige Mädchen im Turn-Anzuge auf dem Schulhof und der Frongasse. Herr Ingenlath führt in seinem Eintrag in die Chronik aus, dass es so etwas schon gegeben hatte, jedoch nur in Turnhallen oder auf geschlossenen Plätzen. Schaut man sich das Beispielfoto aus der Zeit an, so würde sich heute wohl kaum jemand noch deswegen aufregen. In der damaligen Zeit hatten dir Kirchen jedoch noch größeren Einfluss auf das Privatleben der Menschen.

Freilich sprach der Pfarrer die Angelegenheit in einer Predigt an. Als folge kam der oben genannte Zeitungsartikel sowie eine Vorladung zum Bürgermeister und zum Bischof. Am 03. September 1937 kam raus, dass die Ortsführerin des BDM (Bund deutscher Mädel) den Pfarrer bei der Gestapo (Geheime-Staats-Polizei) angezeigt hat. Folge war die Vernehmung am 30. Juli 1937 beim Amtsbürgermeister Jakob Breidkopff, der die Anzeige jedoch nach Verhör des Pfarrers und des Ortsbürgermeisters Wilhelm Zens niederschlug.

Dennoch war der Pfarrer nun gewarnt, mit der Freiheit des Wortes war es vorbei.

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Martin Niemöller

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