Wissersheim und das zweite Vatikanische Konzil

Als Johannes XXIII. 1958 Papst wurde hätte wohl niemand gedacht, dass er als 77-jähriger irgendwelche Neuerungen oder herausragende Taten vollziehen würde, doch ihm verdanken wir die heutige Art des Gottesdienstes in der katholischen Kirche.

Bis zum 2. Konzil wurden die Messen ausschließlich auf Latein gehalten. Der Pfarrer hatte der Gemeinde den Rücken zugekehrt und hielt die Messe am Hochaltar ab. Allein zur Predigt bestieg der Pfarrer den Predigtstuhl um zu den Gläubigen herabzupreschen. Wer die Kirche heute als abgehoben und weltfremd bezeichnet, der tut dies ohne Kenntnis der damaligen Verhältnisse.

In Wissersheim gab es bis zum Konzil auch Hochaltar und Predigtstuhl zur Zeit der Ergebnisse des Konzils war Johannes Milz Pfarrer von Wissersheim (1959 – 1967). Wissersheim ist die Kirche in der Gemeinde, in der die Neuerungen am radikalsten umgesetzt wurden. Hört man Geschichten von der Umsetzung, die auch mein Opa erzählte (Er führte die Holzarbeiten durch) wird einem Bange.

Man kann es sich so vorstellen, dass Milz dabei schon folgendes Lied im Ohr hatte:

Hey, alles glänzt, so schön neu
Hey, wenn’s dir nicht gefällt, mach neu (wuh)
Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehen wo’s hingeht
Steig‘ auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht
Hey, alles glänzt, so schön neu

(Peter Fox – Alles neu)

Für die Arbeiten gab es einen Zuschuss durch den das Jugendheim gebaut werden konnte.

Johannes XXIII starb während des Konzils im Jahr 1962. Trotz seiner kurzen Amtszeit ist er einer der beliebtesten Päpste. Nach ihm wurde der Roncalliplatz in Köln benannt. Sein wahrer Name war Angelo Giuseppe Roncalli. Vorher war er Kardinal von Venedig, er wollte eigentlich nur ein ganz normaler Landpfarrer sein.

Pfarrer Johannes Milz starb recht früh im Jahr 1967 im Alter von 49 Jahren. Er ist der letzte Pfarrer von Wissersheim, der im Priestergrab beerdigt ist.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Fenge Penates – Bernhard Meller

Fenge Penates gehörte zur großen Familie Meller, die in unserem Umkreis viele Höfe bewirtschaftete. So war die Familie bis 1860 Pächter von Gut Ving nördlich von Wissersheim.

Dann aber baute sich Bernhard Meller einen eigenen Hof mitten in Wissersheim, damals noch an einer großen Brachfläche, wo heute die Kirche steht.

Penates war ein breitschultriger, gedrungener Mann mit lebhaften dunklen Augen und einem kurzgeschnittenen Vollbart, er soll über ungewöhnliche Körperkräfte verfügt haben. Über ihn erzählte man sich die schlimmsten Geschichten.

Eines seiner Hobbies war die Wilderei. Wenn ihn der Förster auf frischer Tat ertappte, ging er Penates aus dem Weg. Man erzählte sich, dass er einen Hilfsförster beinahe totgeschlagen haben soll. Er hat oft vor dem Richter in Düren gestanden, das brachte jedoch nichts. Er hat zwar rücksichtslos gehandlet, ging dabei jedoch auch ungewöhnlich vor, so dass es ihm immer gelang, relativ ungeschoren davon zukommen.

Am 10. Mai 1900 verstarb der Fenge Penates. Ein gewisser Erlenbach erbte den Hof, verkaufte ihn an die Geschwister Barrenstein in Nörvenich und diese gab ihn weiter an die Familie Dr. Schüller.

Diese Familie verpachtete den Hof an die Familie Käufer, die heute noch im Ort ansässig ist und den Hof über 100 Jahre bewirtschaftete. Nachdem die Familie Käufer den Lindenhof gebaut hatte, wurde der Hof im Ort von der Familie Dr. Schüller veräußert. Zwischenzeitig gab es hier einen Mineralölhandel.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Einführung des Pfarrers Johann Arnold Wolff im Jahr 1872

Vor einigen Tagen haben wir euch eine einführende Geschichte zu Bernhard Meller (Fenge Penates) geschrieben. Nun eine Anekdote zum Gutsherren.

Der alte Pfarrer Johann Heribert Hoch war in Wissersheim von 1832 bis 1872 tätig gewesen. Er stammte aus einer Familie in Eschweiler über Feld, deren vier Söhne geistliche wurden. Sein Bruder war Pfarrer von Hochkirchen.

Nun war der Pfarrer tot, er hatte die Gicht. Die Stelle war vakant. Zu dieser Zeit gehörte zur Pfarre Wissersheim auch die Vikarie Rath. Insgesamt waren drei geistliche in Wissersheim und Rath eingesetzt. Neben dem Pfarrer versah von 1868 bis 1882 auch der Vikar Albert Wershofen seinen Dienst.

Nun sollte ein neuer Pfarrer eingeführt werden, Johann Arnold Wolff, geb. 1820 in Weisweiler, geweiht in Erftstadt-Borr sollte es werden.

Es wurde ein Festausschuss gebildet um den neuen Pfarrer zu begrüßen, die Straßen wurden mit Triumphbögen, Girlanden und Maien geschmückt. In der Gaststätte Graf (siehe Bilder) wurde ein Festessen vorbereitet.

Mit einer Reiterstaffel wurde Wolff in Lechenich abgeholt. An der Spitze ritt Fenge Penates.

In der Gaststätte nun wurden viele Festreden geschwungen, nur von der Wissersheimer Bürgerschaft hatte sich noch keiner zu Wort gemeldet. Da nahm sich der Rather Vikar Nottebaum die beiden Gutspächter Penates und Liebertz (Gut Ving) und ging mit ihnen vor die Tür um eine Rede vorzubereiten.

Im Saale angekommen rief Nottebaum umgehend aus: „Herr Kommandeur Meller hat das Wort!“ Stille… „Wat, de Wessescheme könne och Rede schwenge?“ Penates, von dem Ausruf überrascht wurde kreidebleich. Neben ihm saß Liebertz und hatte das Gesicht in die Hände gelegt.

„Meine Herren! – – – Meine Herren! – – – Unser Pastor – – – Wir sind unserem Herrn Pastor – – -“ zu seinem Nachbarn stupsend „Wie jeht et nauch wegge?“ keine Antwort von Liebertz. Meller von neuem: „Meine Herren, – – – meine Herren, – – – ich wehs nühs mih.“

Meller setzt sich und schwitzt. Schallendes Lachen im Saale.

Kurz danach erklingt es wieder, der neue Pfarrer ergreift das Wort.

„Meine Herren! Da die Herren vom Militär sich mehr durch ruhmreiche Taten als durch schöne Worte auszuzeichnen wissen, muss ich erklären, dass die Kavallerie von Wissersheim unter ihrem Kommandeur, Herrn Meller, mir heute in Lechenich einen Empfang bereitet hat, dass Lechenich staunte, und wer Lechenich kennt, der wird wissen, was es heißt: dass Lechenich staunte!“

Penates Bruder sagte nachher zu diesem: „Na Pinates, do häs du ävve en Red gehale, de mohs onbedengt en de Kölsche Zeitong.“

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Die mutige Frau Dünnwald

Im letzten Haus auf der Nievenheimerstr, die früher Burgstraße hieß, wohnte früher Familie Dünnwald. Ein Junggeselle und ein Ehepaar.
Frau Dünnwald liebte Bohnenkaffee über alles, dieser war zur Zeit des Zweiten WK sehr rar.


Versteckt vor ihrer Familie mästete sie insgeheim ein zweites Ferkel, von dem Geld des Verkaufes schmuggelte sie Kaffee in ihr Haus. Dieses flog jedoch auf und zur Strafe sollte Frau Dünnwald nach Nörvenich ins Rathaus zum Herrn Breidkopff kommen und 10x sagen: „es geht auch ohne Kaffee, Heil Hitler“


Beim sechsten Mal „versprach“ sie sich und sagte: „es geht auch ohne Hitler, Heil Kaffee!“


Das war im Hinblick auf die Zeit sehr mutig

Es ist heute unvorstellbar dass eine erwachsene Frau um die 40 vor den Gemeindedirektor treten muss um 10 x einen Spruch aufzusagen
(MK)

Der ahle Fruehalfe und der fenge Penates

Wir lernten ja bereits, dass Engelbert Weidt nach der Losung lebte: „Geld kommt nicht von Geld ausgeben“.
Jeder Wissersheimer kennt das Hauptgebäude des Fronhofes, ein für damalige Verhältnisse prächtiges Gutshaus.
Freilich bewohnte Engelbert das kleinste der vielen Zimmer.
Es beinhaltete auch eine Nebentreppe zum Obergeschoss und war viel zu klein für ein Bett in seiner Körpergrösse. Der ahle Fruehalfe zögerte nicht lang und schlug eine etwa 40cm große Aussparung in die Wand, in welcher seine Füße Platz fanden.

Eines Tages bemerkte Weidt, dass ihm Geld weggekommen war. Er sprach seinen Patensohn an: „Penates, mir ist Geld weggekommen, wir müssen mal aufpassen ob es eine Erklärung dafür gibt, wer es gestohlen haben könnte.“

„Penates“, mit bürgerlichem Namen Bernhard Meller, wurde auf Gut Ving geboren.
Er entstammte der langjährigen Pächterfamilie dieses Hofes und wird ebenfalls als Original in die Geschichte Wissersheims eingehen.

Doch wer hatte das Geld von Engelbert Weidt gestohlen? Der deutlich auf seine Finanzen achtende Fronhofpächter hatte eine Ahnung, denn bei seinem Patensohn konnte er einen lockeren Lebenswandel beobachten. Nun sprach er ihn erneut an:
„Penates wir brauchen nicht mehr aufzupassen, wir beide wissen wer das Geld hat.“

Am 09. November 1877 stirbt der ahle Fruehalfe.
Sein Tod wird von seinem Patensohn bekannt gemacht.
Ein Testament ist nicht auffindbar… Somit entgeht seiner langjährigen Wirtschafterin der ihr versprochene Lohn.
Es tritt die gesetzliche Erbfolge ein:
Erben werden:
-Anton Simons, Rentner aus Kerpen,
-Engelbert Simons, Ackerwirt zu Lechenich,
-Wilhelm Simons, Ackerwirt zu Friesheim und zu guter Letzt
-Bernhard Meller, Ackerwirt zu Wissersheim.

Der „Fenge Penates“ ist eine Persönlichkeit über die es-wie schon beim „ahle Fruehalfe“- etliche Anekdoten gibt.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Die Jukis

Guten Morgen liebe Wissersheimer !
Viele von Euch erinnern sich sicher noch an die Wissersheimer JU (gendliche) und KI(d)S – Gruppe, die Jukis!

ursprünglich hatten Frau Neumann und Frau Laufenberg eine christiliche Jugendgruppe gegründet in der viel vorgelesen und auch gebacken wurde.

1991 übernahmen engagierte Eltern unter der Leitung von Hilde Amrein die Gruppe um ihren Kindern die Möglichkeit auf eine kreative und sinnvolle Freizeitgestaltung zu geben.

Jeden Samstag ab 15:00 trafen wir uns im Pfarrheim. Der Andrang wurde sehr groß, offen und kostenfrei war die „Spielgruppe“ für alle Kinder des Dorfes ab dem 1. Schuljahr.
Schon bald wurde die Gruppe nach Alter geteilt.
Die ältesten Kinder machten den Jugendbetreuerschein in Nörvenich in der Barrensteinstube um selber Gruppenleitungen zu übernehmen.
Es waren etwa 60 Kinder und 15 Betreuer dauerhaft dabei.

Es wurde gebastelt, Theaterstücke vorbereitet, T-Shirts wurden gebatikt, gebacken, wir machten Bazare und verschiedene Exkursionen in die Natur. Auch Oster- und Herbstfeuer wurden angezündet.

Das Programm der Jukis war sehr abwechslungsreich. Höhepunkt waren sicherlich zum einen die jährliche Lagerfahrt nach Hechtel in Belgien (Dort wurden ein paar Tage in der Jugendgerberge übernachtet)
Zum anderen die Teilnahme am Karnevalszug.

Was ich persönlich sehr sinnvoll finde war die Müllsammel-Aktion im Frühjahr. Bei so vielen Personen war das Dorf danach blitzeblank.

Leider wurden die Jukis 2007 nach 16 Jahren aufgelöst. Es waren nur noch 4 Mütter dabei und weitere Eltern ließen sich nicht davon überzeugen mitzumachen.

Wer von euch war dabei?

(Mk)

Pfarrer Matthias Sieger

Heute zum Karfreitag erfahren wir etwas mehr über unseren ehemaligen Pastor Matthias Sieger der Ungefähr 10 Jahre in unserer Pfarre tätig war:

Geboren wurde Herr Sieger am 21.3.33 in Düren und wuchs dort mit seinem jüngeren Bruder zusammen auf. Sein Vater war
Schreiner, seine Mutter Schneidermeisterin, die ihm auch viele Messgewänder genäht hat.

Herr Sieger studierte Theologie in Bonn.
Am 9.3.1963 erhielt er die Priesterweihe in Aachen.
Vor der Weihe sucht sich jeder Priester einen sog. Primizspruch aus. Eine Art Leitspruch.
Seiner lautete: „Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude!“

Bis 1967 war Herr Sieger 4 Jahre lang Kaplan in Stolberg.
Bis 1973, also 6 Jahre lang, war er in der Pfarre St. Elisabeth in Aachen tätig.

1973 kam er dann nach Nörvenich wo er bis zur Versetzung in den Ruhestand 1996 blieb.

Von 1985-1996 war er Pfarrer in Wissersheim und löste somit Herrn Schaper ab. Ab 1992 kam für ihn auch St. Nikolaus in Rath hinzu.

Herr Sieger war in der Gemeinde sehr beliebt. Er war stets lustig und sprach mit den Menschen auf dem Land Dialekt. Er verstand ihre Probleme und war auch, wie üblich, in der Funktion des Seelsorgers tätig.
Gerne kam er zu Besuch in die Häuser.
Wie früher üblich wurden die Pastore z.B. nach der 1.hl.Kommunion zum Kaffee eingeladen.

Sein großes Anliegen war die Zusammenführung der Schützen mit der Kirche.
Er band sie stärker in die Messen ein, bat die Schützen wieder bei Frohnleichnahmsprozessionen mitzugehen und ließ sie beim Hochamt ( zu besonderen Anlässen z.B. An Pfingsten) am Altar aufmarschieren.

Durch ihn wurden in Wissersheim die Katecheten eingeführt, angefangen mit Frau Laufenberg und Frau Neumann über Frau Käufer, Frau Hecker, Frau Ehser und Frau Strack.
Auch entstanden während seines Amtes die Kindermessen: einige Mitglieder der Gemeinde gingen während der normalen Sonntagsmesse ( immer um 9:00) mit den Kindern rüber ins Pfarrheim, bereiteten Krippenspiele vor, lasen Bibelgeschichten für Kinder oder bastelten.

Seine Eltern hatten mit ihm im Pfarrhaus gelebt.
Herr Sieger liebte klassische Musik, besonders Mozart.
Er ging gerne ins Aachener Theater und war ein großer Eisenbahnfan. (besonders Schweizer Schmalspurbahnen)
Seine Urlaube und seine 2.Heimat war Südtirol mit der Bergwelt der Dolomiten. Dort kannte er jedes Massiv und jeden Ort, sodass er für Mitreisende zum Reiseführer wurde.
Darüber hinaus hat ihn einmal im Jahr sein Weg nach Rom geführt.
Alles was es an Kirchen, Ausgrabungen und sonstigen Kultstätten gab, weckten sein Interesse.
Die Mitte seines Lebens war jedoch stets sein Priestersein in Fröhlichkeit, und die Aufgabe, den Menschen die Frohe Botschaft- das Evangelium – zu bringen.

1996 erlitt Herr Sieger einen Schlaganfall. Danach arbeitete er 2 Jahre als pensionierter Pastor in Müddersheim

1996 bis 2002 war er Subsidiar im Dekanat Nörvenich-Vettweiss

Am 8. März 2003 feierte Herr Sieger, der derzeit noch in Müddersheim lebte, in der Kirche St. Amadus seine 40- jährige Priesterweihe. Hierzu kamen auch zahlreiche Gratulanten aus der Gemeinde Nörvenich.

Bis zu seinem Tod am 25.januar 2005 hat er in Nörvenich gelebt und ist dort auch begraben.

Die Wissersheimer haben Herrn Sieger stets in sehr guter Erinnerung behalten, er war sehr umgänglich und nah am Menschen.

(MK)

Als sich ein Landwirt von Ving in der Kirche verewigte

Kennt ihr diese Orte, an denen sich, wenn ihr euch dort befindet, innerlich ein Wohlsein ausbreitet? Dieser Ort ist für mich die Wissersheimer Pfarrkirche, unabhängig der Temperatur und meines Gemütszustands fühle ich mich geborgen, wenn ich diese Türen durchschreite.

In der Chronik zum 1150-jährigen bestehen von Wissersheim schreibt Pfarrer Sieger, dass nur der, der seine Geschichte kennt, die Gegenwart so zu gestalten vermag, dass er vor der Zukunft keine Angst zu haben braucht. Denkt man sich, dass es Wissersheimer um die Jahrhundertwende waren, die diese Kirche mitgebaut und fast vollständig finanziert haben, hat man Achtung vor unseren Ahnen. Würde man das heute nochmal hinbekommen? Würde man heute nochmal Menschen finden, die komplette Kirchenfenster stiften?

Diese Fragen bleiben wohl unbeantwortet. Beantworten können wir jedoch fragen zur „neuen“ Kirche von Wissersheim. Eines der Fenster, das heraussticht ist das dreigliedrige Fenster an der Südseite.

Es wurde im Jahr 1942 von den Eheleuten Leo und Angela Esser, von Gut Ving gestiftet. In der Mitte sieht man den heiligen Leonhard, der als heiliger der Landwirte verehrt wird und links hinter ihm sieht man einen Mann, der ein Pferd hält. Dieser Mann hat die Gesichtszüge vom stiftenden Leo Esser.

Links und rechts sieht man Wissersheim aus zwei verschiedenen Perspektiven, auf der einen Seite die Kirche, auf der anderen Seite den Wasserturm. Darunter sieht man auf der linken Seite eine Frau auf einem Traktor, diese Frau soll Frau Angela Esser darstellen. Auf der anderen Szene sieht man eine Frau die zwei Ochsen und einen Pflug führt.

Wenn wir also diese Relikte vergangener Zeiten, diese Geschichten kennt, spürt man die Verantwortung, diese zu erhalten und zu bewahren. Dabei sollte es uns aber eine Aufgabe sein, diese Geschichte lebendig zu halten und nicht die sprichwörtliche Asche anzubeten. Man sollte es sehen wie Papst Johannes XXIII.:

Wir sind nicht auf der Erde,
um ein Museum zu hüten,
sondern um einen Garten zu pflegen,
der von blühendem Leben strotzt
und für eine schönere Zukunft bestimmt ist.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Metzgerei und Kolonialwarenhandlung Stephan Platz

Eine alte Postkarte gewährt uns einen Einblick in eine andere Zeit die Aufnahme entstand irgendwann vor dem zweiten Weltkrieg und zeigt die Oberstraße, damals Hauptstraße.

Für viele wohl nicht mehr bewusst, fand sich Ecke Oberstraße und Völlerstraße eine Handlung. Wohlgemerkt fast an der Straßenkreuzung, denn dazwischen befand sich ein Haus, welches abgerissen wurde. Auf dem alten Bild ist das angrenzende Haus knapp zu erkennen. Wer hier heute vorbeigeht, wird aufgrund der Enge nicht vermuten, dass hier einmal ein Haus gestanden hat.

Was man auf dem Bild auch noch erkennt, sind zahlreiche Gebäude, die heute nicht mehr, oder in veränderter Weise stehen. Beginnen wir mit der Oberstraße 3, heute Janser/Fuchs, damals Schnitzler, das Gebäude trägt den Namen „a Jatze“ und war damals noch eingeschossig. Hier stehen auch noch weitere Wirtschaftsgebäude. Bei der Oberstraße 7, heute Heidbüchel, früher Durst sieht man noch das Nebengebäude, die Schmiede, daher hieß das Gebäude „a Schmette“.

Auf der anderen Seite Oberstraße 6 befand sich damals auch ein Lebensmittelgeschäft, nämlich das der Familie Misselich, nachdem das Gebäude neu errichtet wurde, befand sich hier ebenfalls ein Laden, dazu später mehr.

Im Hintergrund sieht man auch das alte Jugendheim – Jugendheim, befindet sich das nicht in der Kanisstraße? – Nein, dieser Bau befand sich damals gegenüber der Kirche und war gesellschaftlicher Treffpunkt, hier fanden die Feierlichkeiten der Schützen und Theateraufführungen statt. Das Gebäude wurde im Weltkrieg stark beschädigt und in den 50er Jahren abgerissen.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Kremersladen von Frau Cremer

Geht man heute durch Wissersheim, gibt es außer bei einigen Landwirten keine Möglichkeit zum Einkauf von Lebensmitteln.

Bis zur Einführung der Supermärkte in Deutschland prägten Kremersläden die Nahversorgung. Kremersläden hatten beschränkte Warensortimente, die eben das abdeckten, was man tatsächlich brauchte. Spezielle Produkte konnten vorbestellt werden. Aufgrund dieser fehlenden Flexibilität, Warenauswahl und der Tatsache, dass man sich hier eher nicht selbst bedienen konnte, war das Todesurteil für diese Lädchen bereits unterschrieben.

Befasst man sich mit Heimatgeschichte und forscht nach dem Gewerbe, Handwerk und den Institutionen, die sich damals in Wissersheim befanden, wird man unausweichlich zum Gegenwartskritiker. In den letzten 20 Jahren gab es immer wieder Versuche kleine Lädchen für den Notbedarf einzurichten. Diese scheiterten jedoch nach einiger Zeit wieder. Solche kleinen Lädchen waren das kleine Büdchen von Käthe Botz in der Gymnicher Straße, der Kiosk der Familie Rheinbach und der Koffiewinkel der Eheleute Sassenhagen in der Oberstraße.

In den nächsten Wochen der anhaltenden Krise sollen noch weitere Läden und Werkstätten vorgestellt werden. Der Laden von Käthe Cremer macht hier den Anfang.

Interessant sind auch die Hausbezeichnungen von damals. Die in einigen Fällen das Haus, in anderen Fällen die Familien bezeichneten. Das Haus beispielsweise hatte den Namen „a Wenze“. Woher der Name stand ist nicht bekannt.

Auch auf solche Dinge soll in den nächsten Tagen eingegangen werden.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth