Die Trauerhalle

Wissersheim hatte Anfang der 80’er Jahre etwa 800 Einwohner.
Früher wurden die Menschen zu Hause aufgebahrt und daher relativ schnell unter die Erde gebracht.

Am 1. 11. 1984 wurde eine Trauerhalle am neuen Friedhof eingeweiht.
Am Morgen gab es in der Kirche einen Gottesdienst, anschließend zogen die Gläubigen zum neuen Friedhof um die Trauerhalle einzuweihen. Der damalige Pfarrer Josef Schaper begann mit der Segnung der Gräber, wie immer an Allerheiligen.

Die Halle wurde elf Monate geplant und gebaut. Es ist ein massiver Holz und Steinbau bestehend aus Feierhalle, Aufbewahrungsraum und Abstellraum. Nach Südosten zeigen drei bunte Fenster. Sie symbolisieren das menschliche Streben nach Orientierung, symbolisch wird das Aufsteigen aus dunklen Regionen ans Licht gezeigt. Auch Rath darf die Trauerhalle mitbenutzen.

Bürgermeister Wilhelm Lennartz wies darauf hin, dass
aus der Gemeindekasse 170.000 DM für den Bau bereitgestellt wurden.

Ortsvorsteher Christian Strack dankte unter anderem dem früheren Ortsvorsteher Johann Kindern der sich um diese Trauerhalle bemüht, jedoch deren Fertigstellung nicht mehr miterlebt hat. Er war es auch der sich darum gekümmert hat dass ein neuer Friedhof gebaut werden konnte.

Vom bereitgestellten Geld wurden zur Freude aller nur 136.800 DM verwendet, der Rest konnte anderen Zwecken zugeführt werden.

Der erste Bürger auf dem Friedhof wurde übrigens schon am 7. Januar 1978 beerdigt. Es war Werner Hambach, Landwirt, 60 Jahre alt.

Liebe Grüße, Maria Käufer

Gymnicher Ritt und Wissersheim

Für viele von uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass zu Christi Himmelfahrt der Gymnicher Ritt um Gymnich unterwegs ist. Viele betrachten dabei freilich eher die Reiterprozession an der auch die Wissersheimer Schützenbruderschaft teilnimmt.

Was nicht so viele im Blick haben, sind die Wissersheimer Fußpilger, die sich Jahr um Jahr ca. um 6 Uhr in der früh aufmachen und nach Gymnich zur Frühmesse um 7 Uhr pilgern und dann noch die Fußprozession begleiten.

Nachdem mein Großvater 1959 nicht mehr Präsident der Schützen war und in Folge dessen inaktives Mitglied wurde, nahm er statt hoch zu Ross, zu Fuß an der Prozession teil und leitete die Fußgruppe einige Jahrzehnte. In einem Jahr hatten sie die falsche Abbiegung genommen, was ihm lange scherzhaft nachgehalten wurde.

Im Folgejahr stand dann auf einmal ein Schild bei dem entscheidenden Weg. Jemand hatte dort „St. Vieth`s Weg“ drauf geschrieben.

Leider fällt der Gymnicher Ritt für uns Wissersheimer in diesem Jahr aus, die Wissersheimer Schützen reiten nicht. Die Wissersheimer Pilger gehen nicht.

Seit wann Wissersheim an der etwa 800 Jahre alten Prozession teilnehmen ist unbekannt. Die Schützen nehmen wohl seit den 20er Jahren an der Prozession teil, genaueres ist jedoch nicht bekannt.

Worum geht es eigentlich beim Ritt:
Gemäß der Überlieferung nahm der Ritter Arnold von Gimmenich im frühen 13. Jahrhundert an einem Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems teil. Dort soll er mit seinem Pferd knietief in Morast stecken geblieben sein. Eine verheerende Situation. Er schwor sich, falls er sich aus der misslichen Lage befreien könnte, würde er alljährlich einen Ritt zu Gottes Ehren um die Gemarkung seines Heimatortes vollziehen. Auf einmal flog schwirrend ein Schildhuhn auf. Das Pferd erschrak und machte einen gewaltigen Sprung in die Freiheit.

Fragt man Pilger und Reiter nach Geschichten, so haben diese viele auf Lager. Viele finden eine solche Tradition altmodisch. Doch gerade solche Traditionen sind es, die uns ausmachen.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Stationen beten

Früher war es üblich dass, wenn in Wissersheim jemand starb, sieben Jungfrauen die sieben Stationen beten sollten, für das Seelenheil des Verstorbenen. Die Betenden gingen vom Sterbehaus aus zur Kirche und dann die 7 Stationen ab, um später Rosenkranzbetend von der letzte Station, der Not Gottes aus, zum Sterbehaus zurückzugelangen.Dort beteten sie weiter am Sarg.
Es mag heute seltsam klingen jedoch freuten sich die Mädchen darüber, gab es im Sterbehaus doch ein üppiges Mahl für sie.
Außerdem gab es zu dieser Zeit für junge Frauen recht wenig Abwechslung. Dass daneben eine Leiche lag hat laut Überlieferung wenig gestört.

Von den früheren sieben Fußfallstationen sind in Wissersheim noch fünf erhalten.

1. Das erste „Zepps Krözzje“ das nach bei Rath stand ist nicht mehr vorhanden.

2. Bells Krözzje hinter der Rather Brücke Richtung Ving

3. Döeche ( wir berichteten)

4. „Fronne Krözzje“ Fronne war der Hausname für das von Familie Berger bewohnte Haus ( wir berichteten)

5. Kanis Krözzje
Das Kaniskreuz stand südöstlich vom Fronne Krözzje und wurde vom Eigentümer des Kanishofes unterhalten.1974 verschwand es, und bisher konnte auch niemand sagen wohin….

5.Brigida Heiligenhäuschen ( wir berichteten)

6. Et Platz Krözzje ( Bericht von gestern )

7. Nuut Joddes. Das Kreuz im Innern ist aus Sandstein , der Umbau aus Ziegeln. Der Name „ Not Gottes“ = Todesnot wurde in früheren Zeiten häufig gebraucht für Kreuzigungsdarstellungen. Hier endete der Fussfall, und hier wurde ebenfalls bei besonderen Nöten und Anliegen gebetet.

So meine lieben , einen schönen Tag noch 🙂

Maria Käufer

Das Platzkreuz

Auch genannt „et Platz Krözzje“ steht, wie der Name schon sagt, auf dem Dorfplatz.
Seit 90 Jahren befindet es sich am jetzigen Standort, Ecke Kallenberg, Gymnicherstrasse, Schillerplatz.
Es ist mit ca 4m Höhe das höchste Wissersheimer Kreuz.
Breite 70cm , Tiefe 50 cm.

Früher diente es als Station beim Beten der 7 Fussfälle. Dazu morgen mehr.

Vorher hat sich das Sandsteinkreuz 30 m weiter in nordwestlicher Richtung befunden und wurde aufgrund von vermehrtem Verkehrsaufkommen in den 30 er Jahren umgesetzt.

Unterhalb des Kreuzes befindet sich eine Darstellung der Heiligen Familie „Jesus Maria Josef“

Es hat eine Konsole, einen Absatz, der aussieht wie ein Weihwasserbecken, allerdings ohne Aushöhlung.
Darunter ist die Inschrift leider nicht mehr vollständig zu erkennen.

Was noch zu entziffern ist ist: „ Reinerus gebürtig in Dorwieler“

Alles Gute,
Maria Käufer

Die Windmühle

Fährt man die Nievenheimer Straße Richtung Dörnchen raus, sieht man auf der linken Seite hinter der Kläranlage ein Stück Land. Hier stand früher die Feldscheune der Familie Durst. Noch viel früher soll hier eine Windmühle gestanden haben.
Die Wissersheimer waren verpflichtet nur bei diesem Müller ihr Korn mahlen zu lassen.
Der Müller wohne im Haus der Familie Rockstroh. Das ist auf der rechten Seite neben Laufenberg, heute Weingartz.

Das Haus ist heute völlig umgebaut.
Es soll dort auch noch ein Mahlstein vorbehandeln sein, der beim alten Haus „ halb an der Tür und halb zum Keller hin“ gelegen hat.
Wie in Wissersheim üblich hatte das Haus auch einen Namen: a Möllisch. Nicht schwer zu erraten woher dieser kam.

Wann die Windmühle abgerissen wurde, und wie lange sie gestanden hat ist nicht bekannt. Sowieso gibt es nur sehr wenige Hinweise darauf

Herzliche Grüße
Maria Käufer

Pfarrer Ingenlath

Heinrich Ingenlath war unter anderem in der NS Regierung der Pfarrer von Wissersheim.
Am 31.12.1885 wurde er als Bauerssohn am Niederrhein geboren und am 13. März 1913 in Münster zum Priester geweiht.
Nach Wissersheim kam er Anfang 1932, sein Amtseintritt als Pfarrer und Nachfolger von Joseph Görtz war am 21.3. 1932.

Ingenlath lebte im Pastorat zusammen mit seiner Schwester die ihm den Haushalt führte.
Er war, wie damals üblich, eine Respektsperson, die gerne das Zepter in der Hand hielt. Sonderlich beliebt ist er laut Zeitzeugen nicht gewesen, eher bei der reicheren Bevölkerung mit der er sich gerne umgab.

Dank ihm haben wir jedenfalls einen guten Einblick in die Geschehnisse des 2. Weltkrieges, er hat akribisch dokumentiert was in Wissersheim und auch im Umland geschah.
Er ließ die Kirchenschätze aus Angst vor Zerstörung und Plünderung unter dem alten Taufbecken einmauern und sicherte sie so.
Von ihm erfahren wir beispielsweise dass ab dem 30.08. 1937 kein Religionsunterricht mehr in den Schulen stattfinden durfte, oder dass er selber die Brigidakapelle restaurierte als nach dem Krieg kaum Handwerker da waren.

Während seiner Amtszeit, die 1959 endete, fuhr er gerne nach Bad Ems. Er liebte diese Gegend. Nach Amtsausscheidung kaufte er ein Haus in Bad Ems und lebte dort mit seiner Schwester.
Es gibt einige Wissersheimer die ihn dort bis zu seinem Tod regelmäßig besucht haben.
In Bad Ems geht ein Spruch rum, den die Leute heute noch kennen: „Stein auf Stein -Stein auf Stein – alles kommt aus Wissersheim“

Mich hat der Weg am Wochenende nach Bad Ems geführt.
Obwohl Pfarrer Ingenlath bereits 1969 verstarb, befindet sich die Grabstätte noch immer dort.
Hoch oben im Hang , auf der Seite der Nonnen, hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,

Maria Käufer

1150 Jahrfeier – Teil 3

An den Kostümen, die auf der Feier und im Besondern beim Festzug getragen wurden, sieht man nochmal deutlich, mit welcher Mühe die Wissersheimer vor 34 Jahren alle zusammen an der Feier gearbeitet haben.

Man konnte auf dem Fest eine Chronik von Wissersheim erstehen, herausgegeben von der Pfarrei St.Martinus Wissersheim.
Heinz-Johann Vieth, ein Verwandter der uns bekannten Vieths und in Düren wohnend, hatte sie geschrieben.
Sie stützt sich vor allem auf Aufzeichnungen von Hr. Schnitzler und allgemeine Geschichtsquellen.

Viel Spaß beim Anschauen 🙂
Wenn ihr jemanden erkennt, bitte in die Kommentare!

Einen schönen Tag und bleibt weiterhin gesund

Maria Käufer

1150 Jahrfeier-Teil 2

Heute erhaltet ihr einen genauen Einblick in die historischen Arbeitsgeräte und Alltagsgegenstände die bei der 1150 Jahrfeier ausgestellt wurden.
Ausgangspunkt und der Ort an dem Vorführungen und Reden gehalten wurden war das Sportlerheim.

Große Geräte standen in der Halle von Käufer. Haushaltsgegenstände im Pfarrheim.

Im Dorf wurden für die Kinder auf der Straße Spiele organisiert

Aber seht selbst:

1150-Jahrfeier -Teil 1

Vermutlich besteht Wissersheim schon sehr viel länger, doch möchte man beweisen seit wann es tatsächlich existiert schaut man sich die erste schriftliche Erwähnung des Ortes an.
In unserem Fall handelt es sich wie bereits beschrieben um die Schenkungsurkunde vom 10.01.836 von Ludwig des Frommen an seinen Gefolgsmann Rotbert.

1150 Jahre später war das Anlass einer großen Feier die mit Hilfe vieler Wissersheimer auf die Beine gestellt wurde.
Es wurde über einige Monate geplant. Die Feierlichkeiten fanden am 18.-19.10.1986 statt.

Zur damaligen Zeit war Christian Strack Ortsvorsteher und Matthias Sieger Pfarrer.

An beiden Tagen gab es einen großen Umzug durch das Dorf.
Das Festansprache wurde im Sportlerheim von Heinrich Heesel, ehem. Schulleiter der Hauptschule gehalten.
Einige Lehrer, u.a. Margret Zens hatten ein Video vorbereitet das den Kontrast des Lebens früher- heute darstellte.
Die Landfrauen bereiteten sich monatelang mit einkochen und Backen von historischem Gebäck vor, es gab Theateraufführung und Spiele.

Im Vorfeld hatte Karin Käufer eine riesige Erntekrone aus Ähren gebunden die an einen Kronleuchter erinnert. Sie war 2m im Durchmesser und wog an die 80 kg. Hinterher ging sie viele Jahre in der Dürener Landwirtschaftsschule.

In der Halle auf dem alten Käuferhof wurde die Feier abgehalten.

Else und Ferdi Laufenberg liehen sich eine Drehorgel aus, dazu morgen mehr.
Im Pfarrheim fand eine Ausstellung statt, man konnte einen Rundgang machen und verschiedenes bewundern:
-alte Geräte aus der Landwirtschaft (Herr Ehser)
-Handwerk ( Herr Vieth )
-Hauswirtschaft (Frau Fiedler)
-Wissersheimer Geschichte wie Münzen Landkarten oder Notgeld ( Frau Fiedler, Herr Ehser)
– sakrale Gegenstände ( Frau Neumann)
– Vorstellung der Vereine
Damals waren das
– Karneval ( Agnes Keck )
– Hans -Willi Kleefisch ( BSV)
– Willi Flimm ( Tae-Kwon-Do )
– Feuerwehr ( Michael Tappert und Roland Seiferer )

Für dieses Fest war wirklich das ganze Dorf auf den Beinen. Ein schönes Gefühl von Zusammenarbeit.
Kirche und Wasserturm waren geöffnet für Besucher. Es gab Führungen durch das Dorf.

Das Fest war ein voller Erfolg.
Hoffentlich wird es möglich sein auch zur 1200 Jahrfeier etwas derartiges auf die Beine zu stellen.

Der letzte Schuhmacher von Wissersheim

Heute werde ich Ihnen etwas von Willy Schiffbauer erzählen, viele von euch kennen bestimmt seine kleine wunderschön urige Werkstatt am Kallenberg. Willi Schiffbauer, 1937 geboren , wuchs mit vier weiteren Geschwistern in diesem Haus auf.
Er heiratete und sie bekamen 2 Söhne.

Wie bereits sein Vater und sein Großvater mütterlicherseits, führte er viele Jahre die Schusterwerkstatt.

1963 hat Herr Schiffbauer den Meister gemacht, bis 1979 arbeitete er angestellt und fing dann zu Hause an. Bis 1982 hatte sein Vater die Leitung.
Dieser wiederum hatte die Werkstatt 1928 übernommen. Die ursprüngliche Werkstatt stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Wann genau sie gebaut wurde ist nicht bekannt .

In den 20 er Jahren gab es 4 Schuhmacher in Wissersheim:
Hr. Graf, Herrn Barbier ( Oberdorf) und Herrmann Staatz, neben der alten Post von Frau Reckter, ebenfalls am Kallenberg.
Fritz Fassbender von den Mellerhöfen kam immer zu Schiffbauers und sagte: „ mal sehen wer das am längsten aushält.“
Es war definitiv die Werkstatt Schiffbauer!

Wie viele Schuhe er in seinem Leben repariert hat das kann Herr Schiffbauer nicht mehr sagen.
Aber er hat einiges erlebt, Mode kommen und gehen sehen, und auch von den harten Kriegsjahren mitbekommen in denen sich niemand Schuhe leisten konnte.
Die Haushälterin von Pastor Berger, Frau Pollenberg, kam in der Not mit nur einer Leiste und ließ sich Schuhe für Rechts und links daraus anfertigen.

Seine Maschinen sind alt, aber funktionieren einwandfrei.
Anfang der 30 er Jahre hat Peter Malsbender aus Rath, der beim Geusen in der Lehre war, diese Maschinen angeschlossen. Auch die erste Putzmaschine kam Anfang der 30er.
Als Willi 1952 in die Lehre kam kam die 2. Schleifmaschine.
Die jetzige ist die dritte seit Bestehen der Werkstatt.

Vielen Dank für den Einblick in Ihre Arbeit

Alles gute und bleibt gesund

Maria Käufer