Das große Brandunglück von Wissersheim

Neben dem Fronhof war der Kanishof der wichtigste Bauernhof in Wissersheim. Heute befindet er sich am Ortsausgang Richtung Mellerhöfe. Dieser Hof ist jedoch nicht der echte Namensgeber der Kanisstraße, welche vormals Kanisgasse hieß.

Das eigentlich namensgebende Gut lag dort, wo heute unsere Martinskirche steht. Doch was war geschehen?

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es durchaus gang und gebe, Gebäude mit Stroh zu decken. So war auch der wohl beachtlich große Kanishof von einem Strohdach bedeckt. An einem kalten Novemberabend, dem 28.11.1838 wird wohl ein Bewohner des Hofes mit einem offenen Licht auf den Speicher gegangen sein, um dort gelagertes Flachs zu holen.

Plötzlich hört man aufgeregte Stimmen schreien: “ Der Kanishof brennt“ Die Angst treibt viele Bewohner auf die Straßen. Es gibt noch keine organisierte Feuerwehr. Bis auf wenige Häuser finden sich in unserem Ort fast ausschließlich Fachwerkhäuser. Alle Bewohner strömen hastig mit Eimern ran um Wasser zu schöpfen, welche dem Brand ein ende bereiten sollen. Auch aus dem Nachbarort Rath kommen die Einwohner um zu helfen.

Die Feuerlohe wogt fauchend hoch. Funken sausen durch die Luft. Mit dem Wind werden sie übers ganze Dorf getragen. Inzwischen haben sich Menschenschlangen gebildet, welche das Wasser von Dorfpoolen (Frischwassertümpel) in Eimern von Hand zu Hand ins Zentrum des Ortes tragen.

Man versucht trotz der Hitze Tiere aus den Ställen des Hofes zu befreien. Für sie kommt jedoch bereits jede Hilfe zu spät. Der Witwe Trimborn bleiben nur noch wenige Kleidungsstücke, all ihr sonstiger Besitz verbrannte.

Der Funkenregen sorgt inzwischen für ein wahres Inferno. Zuerst brennen die Wirtschaftsgebäude, dann das Pastorat (konnte gerettet werden), sodann greift das Feuer auf das Haus Malzbender, dann auf den Hof Laufenberg, Botz und Wollersheim (damals alle im Zentrum des Ortes)

Plötzlich deutet jemand auf den Fronhof hier brennen auf einmal drei Scheunen sowie der Pferde- und Schafstall. Diese wurden ein Raub der Flammen. Im Zentrum des Ortes konnte lediglich das Pastorat an der Stelle des heutigen Spielplatzes gerettet werden, nicht aber die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude.

Man schaffte es dann irgendwie den Flammen Herr zu werden.

Der Hof wurde an Ort und Stelle nicht neu errichtet, diese sollte bis zum Ende des Jahrhunderts auf ihre neue Bestimmung warten.

Diese Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass, würden wir eine Zeitreise von etwa 200 Jahren machen, den Ort nicht wieder erkennen würden. Um die Jahrhundertwende, 19. zum 20. Jahrhundert, standen in Wissersheim etwa 4-5 massive Gebäude. Erst ab dem 20. Jahrhundert ist Wissersheim im heutigen Bild erkennbar.

Dem Artikel hinzugefügt sind Bilder der heutigen Kirche, des neuen Kanishofes und des Grabsteins der Familie Trimborn. Vermutlich der Grabstein des Ehemanns der Witwe Trimborn.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert