Geschichte der Jungschützen

Die Jungschützen der St. Sebastianus Schützen in Wissersheim zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2009

Über Jungschützen in unserer Bruderschaft vor dem 2. Weltkrieg gibt es sehr wenige Informationen, aber es wird schon immer Jungen und Jungmänner gegeben haben, die sich an den Aktivitäten der Schützen beteiligt und auch die auswärtigen Schützenfeste besucht haben.
In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Bruderschaft im Jahre 1988 schreibt Heinz-Johann Vieth dazu:

Schon damals hatte die Wissersheimer Bruderschaft, wie die meisten Gesellschaften in der Umgebung auch, eine Jungschützenabteilung. Es war aber, so die Aussage des damaligen Jungschützen Martin Schnitzler, nicht eben einfach – vielleicht abgesehen von den Gymnicher Gesellschaften, die offenbar keine Motivationsprobleme gekannt haben – die Jugend für das Schützenwesen zu begeistern. Außer ihm war nur noch Ferdinand Schumacher Jungschütze und, so sein ehrliches Eingeständnis, vielleicht auch nur deshalb, weil ihre Väter mehr oder weniger sanften Druck ausgeübt hatten.

In dieser Situation schon von einer Jungschützenabteilung zu sprechen ist wohl nicht ganz passend. Das änderte sich erst, als unter dem Brudermeister Willi Vieth die Schützen immer mehr Zulauf auch von Kindern und Jugendlichen bekamen und so war es nicht verwunderlich, dass 1957 mit Paul-Theo Weber der erste Jungschützenprinz gekrönt wurde.

Im Jahre 1959 übernahm Heinrich Zensen das Amt des Brudermeisters und es wurde offiziell eine Jungschützenabteilung gegründet, die vom Vorstand betreut wurde. Ein besonderes Ereignis war dann 1961, als einige Jungschützen an einem Wochenendseminar über Schießsport und Waffenkunde in Kreuzweingarten teilnahmen. Bei einem Gespräch über die damalige Zeit erinnerten sich Paul-Theo Weber und Hans-Michael Zensen noch gerne an die nächtliche Aktion, als man aus dem Fenster kletterte um nach Münstereifel zu gehen. Nach der Rückkehr hatten sie Probleme, wieder in ihre Zimmer zu kommen.

1971 wurde auf Initiative des damaligen Jugendleiters Jakob Pook hinter dem Jugendheim an der Kirche eine Luftgewehr-Anlage mit drei Schießbahnen gebaut, geschossen wurde aus einem festen Schießhaus ins Freie auf die 10 Meter entfernte Wand des Pfarrbüros an der die Kugelfangeinrichtungen befestigt waren. Als Aufenthaltsraum stand das Jugendheim zur Verfügung, hier trafen sich dann auch die Jungschützen zu Sport und Spiel.

Um die Ehre des Schülerprinzen wurde erstmalig 1972 geschossen, Stefan Gierling war es dem diese zu Teil wurde.

Die Anlage am Jugendheim musste 1984 im Zuge der Kirchen-Renovierung wieder abgebaut werden, da hier ein Anbau geplant wurde. Theo Pook, der 1979 seinen Bruder als Jungendleiter abgelöst hatte, baute zusammen mit Hermann Janser drei transportable Schießbahnen, die im Saal der Gaststätte „Zur alten Post“ aufgebaut wurden, um das Fortbestehen des Schießsports und das Treffen der Jungschützen zu sichern. Während seiner Amtszeit wurden auch erstmals Mädchen in der Jungschützenabteilung aufgenommen. Erika Weber (Reichertz) war 1981 eine der ersten jungen Damen die in die Schützenbruderschaft eingetreten sind und wurde 1982/83 schon Schülerprinzessin und 1986/87 Jungschützen-prinzessin und 1987 auch als Bezirksprinzessin gekrönt.

Die stattliche Anzahl von Mädchen in der Jungschützenabteilung führte unter Anderem auch dazu, dass von der Jahreshauptversammlung 1996 der Beschluss gefasst wurde, künftig auch Frauen als Aktive in der Bruderschaft aufzunehmen.

Im Jahre 1985 wurde Hermann Janser neuer Jugendleiter, der sich sehr schnell die Herzen der Kinder und Jugendlichen eroberte. Unter seiner Führung wuchs die Jugendabteilung auf zeitweise 45 Mitglieder heran. Hermann Janser schrieb in der o.a. Festschrift:

Nach meiner festen Überzeugung ist die Jugendarbeit sehr wichtig. Sie muss besonders sorgfältig wahrgenommen werden. Will die Bruderschaft nicht untergehen, muss sie ihre Reihen immer wieder schließen. Und das geschieht am besten, wenn sie ihren Nachwuchs selber heranzieht. Die Erfahrung zeigt, dass etwa ein Drittel der Jugendlichen bei der Stange bleiben. Sie schließen sich auf Dauer der Bruderschaft an. Drei der heutigen Vorstandsmitglieder kommen aus der Jugend. Aber es ist auch wichtig, sich ganz allgemein um die Jugend zu kümmern.

Mit dieser Einstellung führte er die Jugendabteilung, er hatte für die Belange der Kinder und Jugendlichen stets ein offenes Ohr, man traf sich regelmäßig Freitags zu verschiedenen Aktivitäten, jährlich wurde ein Ausflug veranstaltet und auch an den Terminen der Bruderschaft nahmen die Jungschützen stets in großer Anzahl teil.

Dies alles hat auch heute noch Gültigkeit.

Ein Datum von besonderer Bedeutung für die gesamte Schützenbruderschaft war der 14. November 1991. Nach 5-jähriger Bauzeit in Eigenleistung wurde an diesem Tag das neue Schützenheim feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Nach 103 Jahren des Bestehens waren die Schützen endlich sesshaft geworden und auch die Jungschützen hatten jetzt ein festes Zuhause für ihre Treffen.

Als Hermann Janser 1997 nach schwerer Krankheit starb, nahmen neben den Schützen auch viele Kinder und Jugendliche an der Beisetzung teil und trauerten um ihren Hermann. Die Führung der Jugendabteilung übernahm die bisherige Stellvertreterin Brigitte Lehman, bis im Jahre 2000 Martin van den Berg zum neuen Jugendleiter gewählt wurde, der dieses Amt bis 2008 ausübte. Unter ihrer Regie wurden auf dem Hochstand am Schützenfest-Samstag Orden für die Schüler- und Jungschützen ausgeschossen und die Jugendabteilung übernahm die Ausrichtung des Bürgerpokalschießens am Schützenfest-Dienstag.

Im Jahre 1998 wurde erstmalig für unter 12-jährige auch ein Kinderprinz ermittelt, zunächst auch auf dem Hochstand, später, bedingt durch die Verschärfung des Waffengesetzes, mit einem Lasergewehr. Erster Kinderprinz wurde Lukas Jungbluth.

Nach 2008 übernahm Christina Hambach als stellvertretende Jungendleiterin die Führung der Jungschützenabteilung, unterstützt wird sie dabei vom Vorstand, besonders von Brudermeister Frank Preuß. Sie geht mit sehr viel Engagement an die Sache heran und beweist, dass man sich auch mit jungen Jahren für die Ideale einer Schützenbruderschaft und die Schützenjugend einsetzen kann.

Wenn wir in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen der Jungschützenabteilung unserer Bruderschaft feiern, heißt das nicht, dass es nicht schon immer, wie oben beschrieben, Jungschützen in unseren Reihen gab, aber erst der offizielle Beschluss des Vorstandes im Jahre 1959 eine Jugendabteilung zu gründen, rechtfertigt dieses Jubiläum.

Dies war ein kleiner Abriss über unsere Jungschützenabteilung, in der es wie überall Höhen und Tiefen gab, aber immer waren die Jungschützen fester Bestandteil unserer Bruderschaft und sie haben unser aller Unterstützung verdient.

Zum Schluss noch ein persönliches Wort:

Wenn die Schützenbruderschaften in der heutigen Zeit Kindern und Jugendlichen Freizeitangebote unterbreiten und sie mit dem sportlichen und gewissenhaften Umgang von Waffen vertraut machen und ihnen ein Gefühl für die Traditionen und Werte der Schützen vermitteln, trägt es bestimmt dazu bei, dass sie vielen Ereignissen die sich auf der Welt abspielen, kritischer gegenüber stehen.

Ich bedanke mich bei allen die sich in den vielen Jahren für die Jungschützen eingesetzt haben, auch wenn sie nicht alle persönlich genannt wurden, der Jungschützenabteilung wünsche ich für die Zukunft alles Gute und noch viele Jahre der Gemeinsamkeit in der Schützenbruderschaft.

Allen Kindern und Jugendlichen in Wissersheim empfehle ich einen Besuch Freitags bei den Jungschützen. Ihr werdet sehen, es macht viel Freude und vielleicht habt ihr dann auch Lust mitzumachen.

Hansjörg Troger (Ehrenbrudermeister)